Die Monetarisierungsversuche via PaidContent beim Hamburger Abendblatt sind seit gestern in aller Munde. Paid war der Content natürlich auch schon vorher, das habe ich unter anderem ja auch hier schon erwähnt: Stichworte dazu sind „Advertorials“, Partnerprogramme als inhaltliche Ergänzungen sowie übliche ordentlich getrennte Werbung ohnehin an aller Orten usw.
Dass das Modell scheitern wird, dazu muss gar nicht erst viel gesagt werden, davon ist eh auszugehen. Dass ausgerechnet die Artikel aus dem Regionalteil nur gegen Geld zugänglich sein sollen lässt sich ebenso sofort nachvollziehen, dies ist schließlich das einzige, bei dem die Zeitung eine Art Alleinstellungsmerkmal vorweisen kann - Zeitungen mit Lokalteilen für Hamburg sind neben dem HA lediglich Welt+Bild (beide ebenfalls Springer) sowie taz (Lokalteil wird kontinuierlich gekürzt, grün) und Mopo (etwas boulevardesquer und statt CDU-nah wie das HA auf SPD Linie). Ob für diese kleine Konkurrenz wird jetzt also vielleicht ein neuer Leser_innensegen zukommt bleibt abzuwarten, durchaus auch denkbar, dass vielfach einfach auf professionelle Regional-Meldungen verzichtet wird.
Interessant ist dabei, mit welcher vor Sorglosigkeit strotzenden Eile das Modell umgesetzt worden sein muss. Das lässt sich an den zahlreichen technischen Pannen und Problemen die auftraten und teilweise noch immer auftreten ganz gut erkennen:
* Häufige 500er Fehler auf den Zahlartikeln
* Sicherheit wird selbst angesichts der Tatsache, dass es sich um Zahlsystem handelt offenbar nicht allzu groß geschrieben - XSS: http://bit.ly/7uMyVz
Zwei andere Probleme werden heiß diskutiert:
* Google soll natürlich alle Texte indexieren, nach wie vor erhält man mit dem User-Agent Googlebot sämtliche Artikel in voller Länge, etwas anderes wird nicht geprueft.
* Von Google kommend erhält man alle kostenpflichtigen Artikel in voller Länger, wobei dies vom Referer abhängig gemacht wird. Sobald im Referer Feld .google.com im Hostnamen auftaucht, wird der gesamte Artikel angezeigt.
Dass die Anfragen von Google kommend und von Google selbst gratis sind liegt offenbar daran, dass das 'First Click Free' Konzept von Google umgesetzt wird - Leute die einen Suchbegriff gefunden zu meinen haben sollen nicht direkt mit einer Zahlseite enttäuscht werden - und ist also somit Absicht und durchaus begrüßenswert.
Der Check nach Googlebot rein vom User-Agent abhängig zu machen ist recht gutgläubig, allerdings ist das erstaunlicherweise sogar die vorgeschlagene Vorgehensweise seitens Google.
Und selbst das unnötig schwache Referer-Matching auf /.*\.google\..*/ wird tatsächlich von Google vorgeschlagen.
Und ausgerechnet diese viel belächelte FirstClickFree Strategie ist meiner Vermutung nach in naher Zukunft der Grund, dass nicht alle potentiellen Leser_innen abwandern werden. Abonnieren werden deswegen aber natürlich kaum mehr.
Insgesamt in technischer wie strategischer Hinsicht scheint es, als wären Experten hier also wohl kaum am Werk gewesem, das riecht eher nach einem recht unüberlegten Schnellschuss denn nach einer wohl durchdachten langfristigen Neuausrichtung. Spannend wird sein, wie der absehbare Rücktritt von dem PaidContent Modell kommuniziert werden wird.
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Dienstag, 15. Dezember 2009
Freitag, 18. September 2009
Tazstall und Pferdesalon
Wie vor kurzem angekündigt, hier ein kleiner Abriss über die Taz Hamburg und die Pferdestall Kultur GmbH.

Ganz aktuell und beispielhaft ist der Vorfall im Rahmen einer Gentrifizierungs-Debatte (Video) im Rahmen des regelmäßig im Haus73 stattfindenen Taz-Salons, der gleich eine wunderbare Offenbarung für die Verkettung von besagten Unternehmen ist. Das Haus73, muss man hierbei wissen, zum Pferdestall gehörend, ist seines Zeichens zumindest laut einschlägiger Meinung alles andere als unbeteiligt am Aufwertungsprozess im Viertel. Ausgerechnet diesen Ort für den Salon und dann auch noch für die Veranstaltung zu wählen, das dann auch noch mit Beteiligung von Wasserturm Hotel Verantwortlichen und obendrein ohne Initiativen aus dem Stadtteil, das grenzt an offenen Angriff und lässt sich ohne besondere Verbindung von Taz zu Pferdestall nicht nachvollziehen.
Schön sieht man das auch an einem Vorgang der ein paar Wochen zurück liegt: Die Räume in denen sich das Centro Sociale befindet, werden zur Neuvermietung ausgeschrieben, und neben dem Centro selbst haben sich noch einige andere Unternehmen beworben. Die meisten haben abgesagt, die Pferdestall GmbH hat jedoch recht lang noch kontra gegeben und mitgepokert um noch einen weiteren Standort sein eigen nennen zu können, gern auch auf Kosten von sozialen Einrichtungen wie dem Centro. Erst als der Druck dann doch zu groß wurde ließ man vorerst davon ab, die Taz endblödete sich nicht, dies als wohlwollenden Gestus zu adeln und spricht den Pferdestall von jedem Verdacht frei. Zuvor war sich die Taz bei Beginn des Konflikts bereits nicht zu schade, allen Ernstes zu fordern dafür das Centro in die Flora zu verlagern, weil ja zu viele soziale Einrichtungen vorhanden wären, aber ein weiteres Pferdestall Etablissement sicher dringend notwendig wäre..
Den Vogel allerdings schießt ein mit dem Begriff Homestory noch unzureichend tituliertes Feature in der vierteljährlichen Taz-Beilage Halbstark ab, der jegliche Distanz zum Thema ohne Reu und Scham vermissen lässt. Leider nur als PDF verfügbar und daher schlecht zu verlinken, wird eine ganze Doppelseite dem Unternehmen zum Thema Helden gewidmet, darin enthalten selbstverständlich kein einziger nicht wohlwollender oder auch nur ansatzweise Distanz erahnender Absatz, sondern vielmehr journalistische Höchstleistungen wie
Beispiele dieser Art ließen sich noch weitere auflisten, der Grundtenor bleibt bei allen der Gleiche: Die Taz scheint dem Unternehmen Gewehr bei Fuße bereit zu stehen, sobald es gilt irgendwelche öffentlichen Statements zu verbreiten.
Die Taz ist also nicht ohne Auswirkung Medienpartner der Pferdestall GmbH, und es würde ja auch wundern, hinge die Berichterstattung gar nicht davon ab. Umso wichtiger, das beim Lesen klar im Hinterkopf zu haben.
- das ist die Taz 2009. Brrrr!
Ganz aktuell und beispielhaft ist der Vorfall im Rahmen einer Gentrifizierungs-Debatte (Video) im Rahmen des regelmäßig im Haus73 stattfindenen Taz-Salons, der gleich eine wunderbare Offenbarung für die Verkettung von besagten Unternehmen ist. Das Haus73, muss man hierbei wissen, zum Pferdestall gehörend, ist seines Zeichens zumindest laut einschlägiger Meinung alles andere als unbeteiligt am Aufwertungsprozess im Viertel. Ausgerechnet diesen Ort für den Salon und dann auch noch für die Veranstaltung zu wählen, das dann auch noch mit Beteiligung von Wasserturm Hotel Verantwortlichen und obendrein ohne Initiativen aus dem Stadtteil, das grenzt an offenen Angriff und lässt sich ohne besondere Verbindung von Taz zu Pferdestall nicht nachvollziehen.
Schön sieht man das auch an einem Vorgang der ein paar Wochen zurück liegt: Die Räume in denen sich das Centro Sociale befindet, werden zur Neuvermietung ausgeschrieben, und neben dem Centro selbst haben sich noch einige andere Unternehmen beworben. Die meisten haben abgesagt, die Pferdestall GmbH hat jedoch recht lang noch kontra gegeben und mitgepokert um noch einen weiteren Standort sein eigen nennen zu können, gern auch auf Kosten von sozialen Einrichtungen wie dem Centro. Erst als der Druck dann doch zu groß wurde ließ man vorerst davon ab, die Taz endblödete sich nicht, dies als wohlwollenden Gestus zu adeln und spricht den Pferdestall von jedem Verdacht frei. Zuvor war sich die Taz bei Beginn des Konflikts bereits nicht zu schade, allen Ernstes zu fordern dafür das Centro in die Flora zu verlagern, weil ja zu viele soziale Einrichtungen vorhanden wären, aber ein weiteres Pferdestall Etablissement sicher dringend notwendig wäre..
Den Vogel allerdings schießt ein mit dem Begriff Homestory noch unzureichend tituliertes Feature in der vierteljährlichen Taz-Beilage Halbstark ab, der jegliche Distanz zum Thema ohne Reu und Scham vermissen lässt. Leider nur als PDF verfügbar und daher schlecht zu verlinken, wird eine ganze Doppelseite dem Unternehmen zum Thema Helden gewidmet, darin enthalten selbstverständlich kein einziger nicht wohlwollender oder auch nur ansatzweise Distanz erahnender Absatz, sondern vielmehr journalistische Höchstleistungen wie
Er [Hocquel, GF] ist der Macher, die Autorität – aber er setzt nicht auf Außenwirkung. Der Motivationskünstler mit der markanten Stimme überzeugt lieber im Dialog. Konzentriert und mit Begeisterung weiß er seine Ideen zu verkaufen. Ein Talent, das ihn weit gebracht hat: Bereits als 20-Jähriger war er eine zentrale Figur der Leipziger Bürgerrechtsbewegung. Er half bei der Demontage der DDR und lernte nebenbei das Einmaleins der Überzeugungsarbeit.
Beispiele dieser Art ließen sich noch weitere auflisten, der Grundtenor bleibt bei allen der Gleiche: Die Taz scheint dem Unternehmen Gewehr bei Fuße bereit zu stehen, sobald es gilt irgendwelche öffentlichen Statements zu verbreiten.
Die Taz ist also nicht ohne Auswirkung Medienpartner der Pferdestall GmbH, und es würde ja auch wundern, hinge die Berichterstattung gar nicht davon ab. Umso wichtiger, das beim Lesen klar im Hinterkopf zu haben.
Der Taz-Leser ist überdurchschnittlich stark an Kultur, Reisen,
Kommunikation, Konsum interessiert
- das ist die Taz 2009. Brrrr!
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