Freitag, 18. September 2009

Tazstall und Pferdesalon

Wie vor kurzem angekündigt, hier ein kleiner Abriss über die Taz Hamburg und die Pferdestall Kultur GmbH.




Ganz aktuell und beispielhaft ist der Vorfall im Rahmen einer Gentrifizierungs-Debatte (Video) im Rahmen des regelmäßig im Haus73 stattfindenen Taz-Salons, der gleich eine wunderbare Offenbarung für die Verkettung von besagten Unternehmen ist. Das Haus73, muss man hierbei wissen, zum Pferdestall gehörend, ist seines Zeichens zumindest laut einschlägiger Meinung alles andere als unbeteiligt am Aufwertungsprozess im Viertel. Ausgerechnet diesen Ort für den Salon und dann auch noch für die Veranstaltung zu wählen, das dann auch noch mit Beteiligung von Wasserturm Hotel Verantwortlichen und obendrein ohne Initiativen aus dem Stadtteil, das grenzt an offenen Angriff und lässt sich ohne besondere Verbindung von Taz zu Pferdestall nicht nachvollziehen.

Schön sieht man das auch an einem Vorgang der ein paar Wochen zurück liegt: Die Räume in denen sich das Centro Sociale befindet, werden zur Neuvermietung ausgeschrieben, und neben dem Centro selbst haben sich noch einige andere Unternehmen beworben. Die meisten haben abgesagt, die Pferdestall GmbH hat jedoch recht lang noch kontra gegeben und mitgepokert um noch einen weiteren Standort sein eigen nennen zu können, gern auch auf Kosten von sozialen Einrichtungen wie dem Centro. Erst als der Druck dann doch zu groß wurde ließ man vorerst davon ab, die Taz endblödete sich nicht, dies als wohlwollenden Gestus zu adeln und spricht den Pferdestall von jedem Verdacht frei. Zuvor war sich die Taz bei Beginn des Konflikts bereits nicht zu schade, allen Ernstes zu fordern dafür das Centro in die Flora zu verlagern, weil ja zu viele soziale Einrichtungen vorhanden wären, aber ein weiteres Pferdestall Etablissement sicher dringend notwendig wäre..

Den Vogel allerdings schießt ein mit dem Begriff Homestory noch unzureichend tituliertes Feature in der vierteljährlichen Taz-Beilage Halbstark ab, der jegliche Distanz zum Thema ohne Reu und Scham vermissen lässt. Leider nur als PDF verfügbar und daher schlecht zu verlinken, wird eine ganze Doppelseite dem Unternehmen zum Thema Helden gewidmet, darin enthalten selbstverständlich kein einziger nicht wohlwollender oder auch nur ansatzweise Distanz erahnender Absatz, sondern vielmehr journalistische Höchstleistungen wie

Er [Hocquel, GF] ist der Macher, die Autorität – aber er setzt nicht auf Außenwirkung. Der Motivationskünstler mit der markanten Stimme überzeugt lieber im Dialog. Konzentriert und mit Begeisterung weiß er seine Ideen zu verkaufen. Ein Talent, das ihn weit gebracht hat: Bereits als 20-Jähriger war er eine zentrale Figur der Leipziger Bürgerrechtsbewegung. Er half bei der Demontage der DDR und lernte nebenbei das Einmaleins der Überzeugungsarbeit.


Beispiele dieser Art ließen sich noch weitere auflisten, der Grundtenor bleibt bei allen der Gleiche: Die Taz scheint dem Unternehmen Gewehr bei Fuße bereit zu stehen, sobald es gilt irgendwelche öffentlichen Statements zu verbreiten.

Die Taz ist also nicht ohne Auswirkung Medienpartner der Pferdestall GmbH, und es würde ja auch wundern, hinge die Berichterstattung gar nicht davon ab. Umso wichtiger, das beim Lesen klar im Hinterkopf zu haben.

Der Taz-Leser ist überdurchschnittlich stark an Kultur, Reisen,
Kommunikation, Konsum interessiert


- das ist die Taz 2009. Brrrr!

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